Orosz will Welterbetitel retten

Die Rathauschefin ist nach Paris gereist. Sie will die Hüter des Welterbes von der Waldschlößchenbrücke überzeugen.

Der Eintrag fehlt in der Terminübersicht von Helma Orosz auf der städtischen Homepage. Zwischen dem Treffen mit dem Karnevalsclub und dem Besuch einer Berufs-Infobörse für Frauen jettete die Rathauschefin nach Paris. Orosz war in heikler Mission am Sitz des Unesco-Welterbezentrums unterwegs: Die CDU-Politikerin wollte Unesco-Vertreter überzeugen, dass Waldschlößchenbrücke und Welterbetitel vereinbar sind.

Orosz reiste offenbar nicht allein. Nach SZ-Informationen begleitete Alt-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) die Oberbürgermeisterin Ende Februar aufs diplomatische Parkett. Wie die Treffen mit Repräsentanten des Unesco-Welterbekomitees verliefen, ist unklar.

Orosz’ Sprecherin Heike Großmann bestätigt auf Anfrage lediglich die Reise der Oberbürgermeisterin nach Paris. Zum Termin, eventuellen Begleitern und Gesprächspartnern macht sie keine Angaben. Orosz stehe in Kontakt mit Vertretern der 21 Mitgliedsstaaten des Komitees. „Es wird weitere Gespräche geben“, sagt Großmann.

Abgespeckter Entwurf

Im Oktober hatte die Oberbürgermeisterin die diplomatische Initiative angekündigt. Mithilfe des deutschen Unseco-Botschafters Günter Overfeld will sie die drohende Aberkennung des Welterbetitels und damit eine Blamage für Dresden verhindern. Die Stadt steht wegen des Brückenbaus auf der roten Liste gefährdeter Welterbestätten. Aller Voraussicht nach wird das Unesco-Komitee bei der Jahrestagung im Juni in Sevilla dem Elbtal den exklusiven Welterbestatus aberkennen – es sei denn, die Delegierten kippen alte Beschlüsse.

Dem Vernehmen nach wirbt Orosz für einen modifizierten und leicht abgespeckten Brückenentwurf. Zudem dürfte bei den Gesprächen Deutschlands Rolle als großer Unesco-Beitragszahler eine Rolle spielen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Ziel sei es, einen Weg zu finden, wie der Brückenbau mit dem Status des Welterbes vereinbart werden könne. Ergebnisse lägen noch nicht vor.

Die Chancen für Orosz’ Vorstoß dürften gering sein. Zu deutlich war bislang die Unesco-Ansage, allenfalls einen Tunnel als Verkehrslösung für das Gebiet am Fluss zu akzeptieren. „Wir begrüßen den Versuch von Frau Orosz, den Welterbetitel zu retten. Allerdings glauben wir nicht, dass er ausreicht“, sagt Thomas Löser. Der Sprecher der Bürgerinitiative „Welterbe erhalten“ schlägt Orosz einen Dialog mit Vertretern der Technischen Universität Dresden vor, um eine „welterbeverträgliche Lösung“ – sprich Tunnel – zu suchen. „Die Brückengegner verbreiten den Tunnelunsinn und schaden damit unserer Stadt“, kontert die Bürgerinitiative Pro Waldschlößchenbrücke. Das Verwaltungsgericht Dresden habe den Tunnel abgelehnt – aus Umweltschutzgründen.

Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2103317

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Datum: Dienstag, 17. März 2009 12:27
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