Biber an der Staatskanzlei entdeckt

Von Peter Hilbert
Vom Brückenbiber fehlt zwar derzeit jede Spur. Dafür sind die Nager schon ins Zentrum vorgedrungen.

Weit vor wagte sich gestern Naturschutzexperte Harald Wolf auf seiner Bibersuche an der Waldschlößchenbrücke. Der 45-jährige Mitarbeiter des Umweltamts wollte nach den heftigen Debatten der letzten Tage der Sache auf den Grund gehen. „Das ist noch ziemlich frisch“, sagte Wolf spontan, als er vom Elbufer aus einen blanken Stamm über der Biberburg erspähte. Entschlossen balancierte der Fachmann über den Elbfluten auf einer schmalen Stahlstrebe zum Ort des Geschehens. Bei einem Fehltritt hätten ihm auch seine Gummistiefel nichts genützt.

Doch am Ziel kam die Enttäuschung. Die Rinde des nunmehr blanken Stamms wurde nicht vom Biber abgeschnurpst. „Sonst würde man die Bissspuren der Zähne sehen“, erläuterte Wolf nach näherer Inspektion. Dann entdeckt er allerdings einen Weidenast, der vom Brückenbiber angefressen wurde. Der Experte schätzt, dass der Nager hier vor einer Woche aktiv war. Zu dieser Zeit wurde das Tier von den Bauleuten auch letztmals gesichtet.

Jetzt spricht vieles dafür, dass der zwei bis drei Jahre alte Biber weitergezogen ist. Das hätte auch Experte Gottfried Kohlhase so eingeschätzt, der die Nabu-Fachgruppe Elbebiber leitet. Zwischen März und Mai bekommen die Nager Nachwuchs. Die etwas älteren Jungtiere werden von den Eltern vertrieben und müssen sich nach einem neuen Domizil umsehen. Dieses Schicksal hatte offenbar auch den Jungbiber ereilt.

Nachwuchs für Brückenbiber

„Um eine feste Biberburg handelt es sich hier nicht“, schätzte Wolf ein. Das an den Stahlstützen angeschwemmte Treibgut sei nicht planmäßig gebaut worden. Als zeitweiliges Domizil für den Brückenbiber hat es jedoch offenbar ausgereicht. „Wir werden in einer Woche noch einmal nachgucken“, erläutert Wolf das weitere Vorgehen. „Wenn wir dann den Biber nicht finden, ist er ganz bestimmt weitergezogen.“ Dann würde auch das aufwendige Gutachten entfallen, ob denn der Brückennager überhaupt umgesiedelt werden darf.

Als nächstgelegene Biberstandorte sind Wolf die Häfen in Loschwitz und unterhalb der Marienbrücke bekannt. Doch dann kommt auch für ihn die Überraschung. Denn kurz vor dem Brückentermin hatte sich Sandra Jacobi an die SZ gewandt, die direkt unterhalb der Staatskanzlei zwei Biber entdeckt hatte. Die erwarten gerade Nachwuchs. Als die SZ Wolf damit konfrontiert, trifft er sich dort kurzentschlossen mit der 27-jährigen Dresdner Naturfreundin.

Vor zwei Jahren haben sie und ihr Freund das Biberpaar dort erstmals gesehen. „Das ist ein Geduldsspiel. Wir haben lange gebraucht, , um sie richtig sitzend zu sehen“, sagt die junge Frau. Als die SZ mit ihr und dem Experten Wolf vor Ort ist, geht es Schlag auf Schlag.

Sandra Jacobis Mischlingshund Sue nähert sich dem Ufer. Plötzlich platscht es laut. Der erste Biber ist ins Wasser gesprungen. „Nach spätestens vier Minuten muss er wieder auftauchen“, gibt Wolf gleich den fachkundigen Kommentar.

70 Nager an der Dresdner Elbe

Doch bereits früher schwimmt der über einen Meter lange Biber munter auf dem Wasser. Zu ihm gesellt sich dann auch gleich sein Partner. „Es scheint ein Pärchen zu sein“, so der Experte. Um den Waldschlößchenbrückenbiber handelt es sich jedoch nicht. Denn die Carolabrückenbiber sind ausgewachsene Tiere. „Sie haben sich an einer Stelle angesiedelt, die Biber im Normalfall nicht nehmen würden“, sagt Wolf. Für ihn ein Beleg dafür, dass die Biberdichte in Dresden immer größer wird. Die Zahl wird auf knapp 70 Nager geschätzt.

Quelle: SZ-Online “Biber an der Staatskanzlei entdeckt

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Datum: Donnerstag, 20. Mai 2010 12:51
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